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Corps Rheno-Guestphalia

Entstanden am 4.12.1950 durch Fusion mit Rheno-Guestphalia und Guestphalia

Chronik Corps Rheno-Guestphalia



Die Gründung erfolgte am 25.2.1866 als Verein der „Rheinländer und Westfalen“ an der königlichen Bau - und Gewerbeakademie zu Berlin durch die Herren Romberg, Schürmann, Überfeld und Becker zur „Befolgung wissenschaftlicher und geselliger Zwecke“.
Wie damals Usus, gab man sich ein Wappen mit einem Wahlspruch.

Am 13.8.1881 stellten die aktiven Mitglieder den Antrag, den Verein in eine freie Verbindung mit unbedingter Satisfaktion und den Farben schwarz-rot-silber und roter Mützenfarbe umzuwandeln. Dies genehmigte am 18.111.1881 der Rektor und Senat der Akademie.

Am 19.11.1882 tat sich „Rheno - Guestphalia“ zum Corps auf und trat mit den übrigen Corps und den freien Verbindungen an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin in ein Paukverhältnis. 1883 konstituierte sich der SC der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin, bestehend aus den Corps, Silesia, Rheno - Guestphalia, Saxonia, Cheruscia( der späteren Guestphalia) und Pomerania. 1884 wurde die Hochschule von Berlin nach Charlottenburg verlegt. Rheno-Guestphalia schloss sich dem Umzug an. Im Jahre 1890 trat das Corps Borussia zu Rheno-Guestphalia über.

1891 wurde der SC zu Berlin in den WSC aufgenommen, nachdem in Hannover die notwendigen Anerkennungspartien gefochten waren. Nach vielfachen Veränderungen und Verlegungen der Corpskneipe bezog man 1989 das lang ersehnte eigene Haus in der Bismarckstrasse 98. Im Jahre 1904 stand das Haus jedoch der Durchlegung der Döberitzer Heerstrasse im Wege und wurde enteignet. Als Ersatz kaufte man das Haus in der Schillerstrasse 105.

1914, bei Beginn des Ersten Weltkrieges, suspendierte das Corps auf unbestimmte Zeit. Gediente und ungediente Corpsbrüder wurden eingezogen oder waren Kriegsfreiwillige, vornehmlich beim Königin Elisabeth – Garde – Grenadier – Regiment in Charlottenburg.

Das Haus in der Schillerstrasse wurde verkauft. Erweitert durch großherzige Stiftungen und zinslose Darlehen, war das Corps in der Lage, das Haus in der Berliner Strasse (heute Otto-Suhr-Allee) 165 zu kaufen.

Die Weiterentwicklung der Corps nahm den normalen Fortgang. Zunächst sträubte sich Rheno-Guestphalia, der WVAC beizutreten. Grund dafür war, dass die WVAC eine eigene Jurisdiktion erhielt. Da seit Gründung alle Mitglieder des Corps, auch die Alten Herren, der alleinigen Jurisdiktion des CC unterstanden, befürchtete man ein Hineinregieren der WVAC in den CC. So kam es erst 1930 zur Gründung der AHV der Rheno -. Guestphalia e.V. In der Satzung wurde dieser Akt mit der Wahrung wirtschaftlicher Belange begründet.

Die Glanzzeiten aus der Kaiserzeit waren aber nicht mehr zurückzuholen. Die damaligen Eliten: Adel, Militär und auch die Verbindungen hatten gesellschaftlich längst verspielt, wollten es aber lange nicht wahrhaben.
Obwohl der damalige Aktivbetrieb des CC den vollen Einsatz der Aktiven verlangte, wurde vermehrt darauf geachtet, dass das Studium wenig beeinträchtigt wurde. Renommiergehabe war nicht mehr angesagt, Leistung zählte. Nicht wenige waren es, die ihre Examina rechtzeitig und mit Auszeichnung ablegten. Die akademische Jugend betrachtete es daher als ihre Aufgabe, unter veränderten Umständen und mit neuen Formen auf alten Fundamenten aufzubauen.

Unter Beibehaltung der politischen und weltanschaulichen Enthaltsamkeit nahmen Corpsstudenten mit wachsender Bedeutung der Technik in der Industrie vermehrt führende Positionen ein.

Trotzdem machte sich auch in der Weimarer Republik der Nachwuchsmangel empfindlich bemerkbar. Das „Bummelprivileg“ konnten sich nur wenige leisten. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten mussten die Aktiven gelegentlich am Samstag pro Kopf ein Brikett mitbringen, damit überhaupt ein Kommers abgehalten werden konnte. Nach der Inflationszeit begannen, vor allem in Berlin, die „goldenen“ Zwanziger Jahre. Prickelnde Betriebsamkeit erfasste auch das Aktivenleben.

Couleurpflicht herrschte damals ganztägig. Saloppheit verbot sich dadurch von selbst. Nach dem morgendlichen Pauken folgte der „Antanz“, der tägliche Stehkonvent aller Korporationen im Lichthof der TH. Jeden Freitag dann gab es den feierlichen Stehkonvent aller Corps auf dem Vorplatz der TH mit anschließendem Frühschoppen, winters im Ratskeller Charlottenburg, im Sommer im Cafe am Neuen See. Täglich gab es auf dem Haus den offiziellen Mittagstisch für die Aktiven. Wöchentlich dreimal traf man sich zur Fuchsenstunde, zum Konvent, Spielabend, Mensurboden, Kneipe und zahlreichen weiteren offiziellen Veranstaltungen.

Trotz dieser immensen Belastung erstaunt es immer wieder, zu lesen, dass die Corpsstudenten in der Regel die besten Examensergebnisse erzielten. Auf dem FCC im Wintersemester 1931/32 wurde ein einschneidender Beschluss gefasst:

Jeder Corpsangehörige war verpflichtet, spätestens nach 7 Semestern das erste Examen abzulegen. Andernfalls erfolgte Bandentzug. Nach weiteren 2 Semestern wurde er aus dem Corps entlassen. Nach 12 Semestern hatte das zweite Staatsexamen zu folgen.
Jedoch zeigten die politischen Wetterwolken, dass diese Zeit rasch zu Ende gehen würde. Die wirtschaftliche Notlage wurde immer bedenklicher, die politischen Zustände immer chaotischer. Die gesellschaftliche Radikalisierung wurde täglich spürbarer. Der akademische Nachwuchs hatte andere Sorgen als den Wunsch, irgendwo aktiv zu werden.

Der politische Umbruch verschärfte noch den scharfen Wind, der den Corps entgegenblies.
Unsere traditionell unpolitische Haltung war den „Braunhemden“ zutiefst suspekt und reaktionär, ja dünkelhaft.

Seit ca. 1940/41 gelingt es in einigen Universitätsstädten, die sog. Kameradschaften in verkappte Korporationen umzuwandeln, die u.a. Kneipen und Mensuren durchführen.

Der Sog der politischen Umwälzungen machte also auch vor den Corps in Berlin nicht Halt. Immer weniger gelang es, junge Studenten für die Corpsidee zu gewinnen. Alles Anpassen an die Umstände, wie z.B. die unter politischem Druck zustande gekommen Übernahme des „Führerprinzips“, halfen nicht. Dazu kam, dass die politische Ideologie auch vor den Toren der Korporationen nicht immer aufgehalten werden konnte.

Einige Corps weigerten sich, ihre jüdischen Corpsbrüder im Stich zu lassen, andere Corpsstudenten warfen mit fanatischer Begeisterung am 10.3.1933 in Couleur Bücher in die auflodernden Flammen, weil sie „undeutschen Geistes“ waren. Auf der Weinheimtagung 1934 erschienen die rund tausend Teilnehmer alle in nationalsozialistischenUniformen.

So kam es 1934 auch in Berlin dazu, dass die damals so bezeichneten „Corpsführer“ von Rheno-Guestphalia und Guestphalia Besprechungen abhielten mit dem Ziel der Zusammenlegung beider Corps. Da das Conventsprinzip durch das Führerprinzip ausgesetzt war, trafen die Verantwortlichen die Entscheidung, die beiden Corps zusammenzulegen. Die jeweiligen AHVs kamen erst mit der Restitution 1950 zusammen.

Das so „vereinigte“ Corps übernahm den Namen der Rheno – Guestphalia mit dem bisherigen Zirkel. Die Farben wurden von der Guestphalia übernommen. Aber auch dies war nicht von Dauer. Zum Wintersemester 1934/35 erhielt der SC zu Berlin Zuwachs vom RSC:
- Cheruscia, gegr. 2.12.1859
- Teutonia, gegr. 1.7.1870
- Saxo-Borussia, gegr. 24.10.1876
- Sprevo-Marchia, gegr. 17.11.1876
- Marcho-Borussia, gegr. 14.6.1881
- Cimbria, gegr. 10.5.1888
- Holsatia, gegr. 14.2.1889
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Die Lebensfähigkeit der Corps konnte jedoch nicht mehr erhalten werden.

Zu Beginn des Wintersemesters 1935/36 war es dann soweit. Die FCC von Rheno-Guestphalia und Guestphalia beschlossen mit knapper Mehrheit die Suspension. Die Hausvereine traten in Liquidation. Das Haus in der Berliner Strasse 165 musste verkauft werden.

Nachdem 1938 auch der Weinheimer Verband Alter Corpsstudenten“ WVAC den Liquidationsbeschluss gefasst hatte, gerieten viele Altherrenschaften unter weiteren politischen Druck. Als Ausweg blieben dann nur noch im gleichen Jahr die Anschlüsse an sogenannte studentische „Kameradschaften“, wollte man nicht alles aufgeben. Zusammen mit dem Corps Guestphalia und dem Corps Holsatia wurde die Kameradschaft „Theodor Körner“ gegründet, die Namensgebung orientierte sich an diesem Corpsstudenten.

Man traf sich regelmäßig auf dem Hause der Guestphalia in der Englischen Strasse 10. Die Kameradschaft hatte es sich zu Aufgabe gemacht, soweit möglich, alte corpsstudentische Tradition zu wahren. Vom Rheinwestphalenhaus konnte ein großer Teil der Einrichtung und die Corpsfahne überführt werden.

Zum ersten Nachkriegsstiftungsfest 1950 traf man sich wieder, mangels Haus in der Wohnung von AH Lagotz. Der Corpsgeist hatte die Kriegs- und Nachkriegswirren überdauert!


Chronik des Corps Guestphalia




Die Urzelle des Corps Guestphalia war der Verein „Cheruskia“ mit dem Untertitel „Akademische Vereinigung der Westfalen“, der sich am 4.2.1870 an der Königlichen Bau- und Gewerbeakademie zu Berlin eingetragen hatte.
In einer kleinen Kneipe in der Berliner/Ecke Leipziger Strasse war diese rein landsmannschaftliche Verbindung aus einem studentischen Stammtisch hervorgegangen.

Hier bildeten sich beide Vereine zunächst zu frei schlagenden Verbindungen (Rheno-Guestphalia am 19.11.1981 und Cheruskia am 10.3.1882) und ein Jahr später zu Corps um.

Streitigkeiten mit Rektor und Senat führten am 23.5.1886 zur zwangsweisen Auflösung des Corps Cheruskia. Man schloss sich mit der in Hannover entstandenen Landsmannschaft Guestphalia zusammen. Diese restituierte sich am 31.1.1881 wieder als Corps und erhielt auch von der Hochschule die erforderliche akademische Erlaubnis.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Technik aus dem Stiefkind der Naturwissenschaften zu einer eigenständigen Wissenschaft. Die erhobenen Forderungen nach wissenschaftlicher Gleichberechtigung führten zwangsläufig dazu, dass 1879 die Königliche Bau- und Gewerbeakademie zu Charlottenburg in die Technische Hochschule Charlottenburg mit vollakademischer Ausbildung durch das Kaiserhaus umgewidmet wurde.

Damit wuchsen auch die Ambitionen der zugelassenen studentischen Verbindungen. Da wurde das Bild vom Korporationsstudenten geprägt, der in der Romanliteratur romantische Verklärung erfuhr und durch „Altheidelberg“ weltweit populär wurde. Zahlreiche , uns noch heute als „Promis“ bekannte Persönlichkeiten waren Corpsstudenten: Heine, Theodor Körner, Bischof Ketteler, Reichskanzler Bismarck, Lasalle, Marx, Liebknecht, Wilhelm Bode, Kaiser Wilhelm II u.a....

Es waren sichtbare Repräsentanten der Gesellschaft und als solche auch kritisiert, sei es in der Romanliteratur , wie z.B. in Heinrich Manns „Der Untertan“ und in den zahlreichen Karikaturen des „Simplicissimus“.

In der Studentenschaft führend waren die Corps. Sie unterschieden sich damals wie heute von allen anderen Korporationen dadurch, dass sie als säkulare Gemeinschaften nie Teilnehmer politischer, weltanschaulicher oder religiöser Auseinandersetzungen waren.

Andererseits lag und liegt dies bis heute an der ausschließlich auf die Persönlichkeitsbildung gerichteten Erziehung.

Die Restitution


Im November 1950 trafen sich alte Guestphalen und alte Rheno-Guestphalen zu ersten Gesprächen zur Frage, wie lange man noch zusehen wolle, wie „die Anderen“ wieder ein rudimentäres SC-Leben in Berlin gestalteten. Von der Vorkriegssituation des SC mit Rheno-Guestphalia, Saxonia, Guestphalia, Pomerania-Silesia, Berolina und Holsatia war nicht mehr viel übrig geblieben. Die früheren RSC-Corps Cheruscia, Saxo-Borussia, Teutonia, Sprevo-Marchia und Cimbria waren längst wieder aktiv geworden. Frankonia machte später in Kaiserslautern wieder auf. Der Berliner SC im KSCV restituierte wesentlich später.

Angesichts dieser Situation kamen die Anwesenden überein, gemeinsam wieder an den Start zu gehen. Die Lage war unübersichtlich und nicht rosig. Berlin hatte gerade die Nachkriegsblockade hinter sich, jeder hatte mit sich selbst zu tun. Das „Wirtschaftswunder“ war noch nicht da, die Perspektiven unklar. Telephon gab es selten, nur zaghaft erblühte neues Leben aus den Ruinen des Größenwahns.

Wie sollte man die versprengten Corpsbrüder wieder zusammenführen? Auch diejenigen, die in der „Zone“ lebten?
Dennoch, Entscheidungen mussten gefällt werden. Fragen wie Zirkel, Farben etc schienen bei Manchen größeren Symbolwert zu besitzen als nüchterne Herangehensweise. Im Bewusstsein, dass man neue Zeiten nicht im Beharren auf alten Riten und Symbolen gestalten kann, packte man entschlossen zu. Einige AH wurden reaktiviert ( Maevert, Gockel, Pechstein, Seebacher I, Gaede II, Hopp u.a.), die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen. Unstrittig wurde am Lebensprinzip festgehalten und an der Tradition, dass auch jeder AH der Jurisdiktion des CC untersteht.

Ohne Geburtswehen ging das natürlich nicht ab. Aber was war das gegen die höheren Ziele, nämlich das Corpsleben wieder zu reanimieren? In corpsstudentischer Form, sachlich und hart, aber immer fair, setzte man sich auseinander und fand schnell Kompromisse. Neben den reaktivierten Alten Herren fanden auch ehemalige Kameraden aus „Theodor Körner“ den Weg zum restituierten gemeinsamen Corps. Teilweise schon im Berufsleben stehend, fochten sie 1952 im Zuge der Restitution des WSC ihre Partien auf der Windeck, die gleichzeitig als Anerkennungspartien für die Verbandszugehörigkeit des „neuen Corps“ gewertet wurden.

Rheno-Guestphalia 1950 bis 2008

Diese Epoche ist noch in Arbeit! Der Chronist erbittet Unterstützung für diesen Teil.

©cg