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Immanuel Kant



„Das Leben ist kein Dämmerzustand. Worauf es beim Studium der Welt ankommt, ist die Leidenschaft nach Erkenntnis“.

Nach dem Königsberger geht es im Leben um den Versuch des Menschen, Freiheit zu erlangen, geht es darum, unseren Ort in der Welt zu bestimmen, sie anzunehmen und, soweit es in unserer Macht steht, sie auch vernünftig zu gestalten.

Bei der Vernunft wiederum geht es um das Denken. Beim Verstand geht es um Erkenntnis. Nun ist der Verstand zwar enorm wichtig, er allein bringt uns aber noch nicht weiter. Wir können Tabellen machen, Fakten sammeln, Tatsachen dokumentieren. Die Vernunft geht über das Gegebene hinaus und gibt unserem Streben eine Richtung. Die Vernunft hat Ideale. Ohne diese Ideale bleibt der Verstand blind.

Mond und Erde haben, für sich genommen, keinen Wert und keine Bedeutung. Ein Wert, nach dem sich handeln lässt, oder eine Bedeutung, die sich verstehen lässt, kommt nur durch die Vernunft in die Welt.

Wer sich daran halten will, der muß die unbedingte Verantwortung des Menschen für sich selber auf sich nehmen. Er hat dann aber auch die Last dieser Autonomie und Rationalität selber zu tragen.
Schon in der Scholastik des Mittelalters wurde darum gestritten, ob der Mensch dem Anspruch seiner eigenen Vernunft überhaupt gerecht werden kann.

Denn: wer selber denkt, hat geistige Prothesen nicht nötig. Freiheit ist nach Kant der ursprüngliche Ausdruck der Lebendigkeit des autonomen Individuums im Verhältnis zu seinesgleichen. Freiheit findet daher ihre Grenzen in der Freiheit Anderer. Diese Erkenntnis stammt von Kant, nicht von Rosa Luxemburg! Sorry, Madame!

Und das war die Kopernikanische Wende im Denken:
Der Mensch ist Träger aller Erkenntnis. Man kommt dann auch logischerweise zu der bestürzenden Einsicht, dass der Mensch nur das von der Welt begreift, was zu seiner engeren Umwelt gehört. In der Tradition der Metaphysik war vor der Aufklärung jeder menschlichen Erkenntnis, sofern sie auf Wahrheit überhaupt Anspruch erheben konnte, die Existenz Gottes vorgeschaltet. Nach der Destruktion des Gottesbeweises kann dann davon keine Rede mehr sein. Die Existenz des Menschen rückt durch Kant in den begründungstheoretischen Vordergrund, weg vom Glaubensnebel.

Wir haben daher in allem, was immer wir über die Welt und uns selbst ausmachen können, von uns selber auszugehen. Dabei wird das Postulat der Existenz Gottes benötigt, um dem Menschen wenigstens die Hoffnung auf einen guten Ausgang seiner vernünftigen Bemühungen zu geben. Das geschieht aber nicht im Interesse einer spekulativen Erlösung des Menschen am Ende aller Zeiten.

Der Sinn des Postulats zielt letzten Endes auf die Gelassenheit im Dasein. Der Mensch, der sich zwar viel denken und sich mehr vorzustellen vermag,, tatsächlich aber nur wenig erreichen kann, soll sich mit seinen begrenzten Kräften zufrieden geben , ohne an seiner Vernunft irre zu werden. Gott wird daher benötigt, um dem Leben eine humane Perspektive zu geben.

Ein sicheres Wissen davon gibt es nicht. Der Glaube ist daher nach Kant ein Glücksfall des tätigen Menschen.

©cg